Dissertation

Theorie – Gebäude. Von der Suche nach einem Bezugssystem für das Entwerfen in der „Nach-Moderne“


Dissertationsprojekt am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt von

Daniela Grotz

Erstbetreuerin: Univ.-Prof. Dr. Christiane Salge

Zweitbetreuer: NN

Das Dissertationsprojekt untersucht die Rolle der Theorie für den architektonischen Entwurf vor dem Hintergrund der Institutionalisierung der Architekturtheorie innerhalb der deutschsprachigen Hochschullandschaft in den 1960er und 70er Jahren.

Der Architekt Jürgen Joedicke wird 1963 an die Universität Stuttgart berufen. Das von ihm 1967 gegründete Institut für Grundlagen der modernen Architektur (IGmA) setzt sich in dieser Zeit intensiv mit dem Thema der Planungsmethodik und dem hauptsächlich im anglo-amerikanischen Sprachraum aktiven Design Methods Movement auseinander und spielt eine maßgebliche Rolle für die Verbreitung systematischer Entwurfsansätze im deutschsprachigen Raum. Im selben Jahr wird an der ETH in Zürich das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) gegründet. Dessen Gründungsmitglied Bernhard Hoesli lehrt dort seit 1960. Losgelöst von den Debatten der Planungsmethodik (wenn nicht gar ablehnend gegenüber diesen), scheint Hoeslis Bestreben strukturierte Vorgehensweisen für nachvollziehbare Entwurfsentscheidungen zu vermitteln, dennoch interessante Gemeinsamkeiten mit Joedickes Intentionen aufzuweisen. Während allerdings das Design Methods Movement Theorie als ordnendes Prinzip des Entwurfsprozesses aus dem Transfer von Methoden anderer Disziplinen gewinnt, entwickelt Hoesli seinen Ansatz auf Basis der eigenen Forschung zu den Grundlagen der architektonischen Moderne, welche er gemeinsam mit der Gruppe der sogenannten Texas Rangers in den 1950er Jahren an der University of Texas durchführte.

Es handelt sich hierbei nicht um eine zufällige Parallelität: das Ringen um die wissenschaftliche Fundierung der architektonischen Tätigkeit bestimmt die architektonische Debatte zu diesem Zeitpunkt keineswegs nur in Stuttgart und Zürich. Im Rahmen der Arbeit soll das soziokulturelle Klima, welchem dieses Bedürfnis entwächst, sowie unterschiedliche Ansätze auf dieses zu reagieren dargestellt werden. Diese Auseinandersetzung weist im Kontext der zeitgenössischen Debatte um Forschungsperspektiven in der Architektur besondere Aktualität auf.


Theory – Building. Searching for a referential framework for architectural design after Modernism

The dissertation project examines the role of theory in the architectural design process against the backdrop of the institutionalization of architectural theory at German-speaking universities in the 1960s und 70s.

German architect Jürgen Joedicke is appointed professor at the University Stuttgart in 1963.

The IGmA, founded by him in 1967, deals intensively in its initial years with planning methods and the mainly in Anglo-American regions operating Design Methods Movement, and thus plays a crucial role in the dissemination of systematic design approaches in German-speaking countries. In the same year the gta Institute at the ETH in Zürich is founded. Bernhard Hoesli is one of the founding members and was a professor at the ETH since 1960. Though independent from (if not negative about) the Design Methods Movement, Hoesli´s endeavor to convey structured procedures for comprehensible design decisions seems to show interesting parallels in regard to Joedicke´s intentions. But whereas the Design Methods Movement acquires theory as a principle of order for the design process by transferring methods from other disciplines, Hoesli derives his approach from research on the characteristics of modern architecture, which he conducted together with the group of the so-called Texas Rangers at the University of Texas in the 1950s.

This is not a coincidental resemblance: the struggle for a scientific basis of the architectural work is stimulating architectural debate at that time, and not only in Stuttgart und Zürich. As part of the scope of this work, the socio-cultural climate from which this need arises, as well as different ways to respond to it, will be illustrated. In the context of contemporary debates about research perspectives in architecture, this discussion is particularly topical.